Bericht einer Teilnehmerin von Modul 1

Danke an Tanja Defoßé für die ausführliche Beschreibung von 5 Tagen Hühnerclickern!

„Tja, gar nicht so einfach „kurz“ zu beschreiben, was ich beim Hühnerseminar in der Praxis besonders gefunden habe.

Ich habe mir für das Hühnermodul angemeldet, weil ich eine Möglichkeit gesucht habe meine Fähigkeit im punktgenauen Clickern zu verbessern und Übung darin zu bekommen den Fokus während einer Clickereinheit zu halten – und das möglichst ohne mein Pferd zu verwirren oder aufgrund irgendwelcher Übungen zu frustrieren, nur weil ich meine Fähigkeiten schulen will. Ich will nicht „rumclickern“ und ich will auch nicht nur „Tricks üben“, sondern Clickern im täglichen Training nutzen. (oder gar irgendwas unbewusst zu clickern, was ich gar nicht will, weil mein Fokus bei mir liegt und nicht beim Pferd…)

Diesen Anspruch fand ich eigentlich schon hoch an Hühner… ähem… was soll ich sagen sie haben mich so viel mehr gelehrt (in Verbindung natürlich mit dem theoretischen Erklärungen und ständigen Hilfestellungen und Nebenübungen durch Nina und Katja – wie Trainerspiele, Trockenübungen, Gymnastik zur besseren eigenen Koordination usw.).

Dazu muss vielleicht gesagt werden, dass eine Trainingssession 40 Minuten lang ist und jede Teileinheit mit Huhn anfangs 30 Sekunden, später 1 Minute, danacherfolgt ein Wechsel des Huhns – je Trainer zwei Hühner (man trainiert immer zu zweit)… Die Hühner könnten eine Einheit sicher von der Konzentration her länger durchhalten – als Mensch sind die Einheiten manchmal schon eine Herausforderung hinsichtlich wirklich!!! den Fokus auf der richtigen!!! Handlung zu behalten und dabei auch noch den absolut richtigen Zeitpunkt zu clicken und ggf. zwischendrin von Plan A auf Plan B oder Plan C auszuweichen. (4x 40 Minuten Training am Tag: in den 40 Minuten schafft man ca. 3-4 x je Huhn, da dazwischen immer wieder über nächste Trainingsschritte gesprochen, aufgeschrieben und aufgebaut wird)

Und dabei war ich völlig frei von jedem Gedanken an „und was ist wenn ich dem jetzt Unsinn beibringe?“… es sind Hühner, egal ob sie danach Farben erkennen können oder nicht werden sie ihr Hühnerleben einfach weiter leben: beim Pferd oder Hund muss man da hinsichtlich Fehlverhalten oder ähnlichem schon eher aufpassen, das könnte nach hinten losgehen…
Was habe ich nun gelernt – und das ist nur das, was ich aus den PRAKTISCHEN Teilen aus eigener Erfahrung mitgenommen habe:
– Du kriegst was du clickst und nicht was du willst: Das Huhn zeigt dir in Sekunden, ob du richtig clickst, denn 30 Sekunden reichen hier völlig, um ein vorher „astrein“ pickendes Huhn in ein schnickendes, laufendes oder desinteressiertes Huhn zu verwandeln. ABER: man kann es auch wieder beheben: Sackgassen sind zum lernen und nicht zum verzweifeln da.
– Definiere vorher genau was du clicken willst: so genau es irgend geht (Plan A); formuliere auch Plan B, wenn Plan A nicht funktioniert und benenne dann noch den Notfallplan C. Dabei
ist formulieren wörtlich genommen, denn beim aussprechen und formulieren für den jeweiligen Co-Trainer werden die Lücken bewusst und auch die Formulierung gut bedenken(statt „Ich versuche zu clicken“… besser:“Ich clicke“) und definiere eine evtl. Aufgabenverteilung ganz genau.
– Scheue dich nicht Pause zu machen, wenn du nicht weiter weisst, lieber Pause bevor Chaos entsteht.
– Verzweifel nicht daran „zu langsam“ zu sein, sondern übe, du wirst besser und schneller werden.
– Dein Huhn starrt dich an? Ok – du hast dich bewegt vor dem Click… d.h. deine Bewegung ist jetzt zum Verstärker geworden… schule dich…
– In jeder 30Sek/1Min-Einheit sollte einer besser werden: Huhn oder Trainer (im besten Fall beide, aber mind. einer, sonst Training überdenken)
– Wenn etwas nicht klappt: gibt es Managementänderungen die helfen können: Futterpunkt? Ort der Übung? Eigene Position?
– Habe dein Ziel immer im Blick und definiere die Trainingsschritte!!!… und wenn die nicht funktionieren gilt:
– Es gibt IMMER einen Zwischenschritt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
– Gehe nur einen Schritt weiter, wenn ein Verhalten in 4 von 5 Fällen richtig ist.
– Welches Verhalten belohne ich gerade: habe ich mir vielleicht eine (unerwünschte) Verhaltenskette geclickt?
– Wie lösche ich unerwünschtes Verhalten?
– Schlechtes Timing hemmt die Aktion, gutes Timing hebt Aktion und Motivation: Schlechtes Timing lässt die Übung „verwischen“… irgendwas in einer Bandbreite X ist richtig… je präziser, desto schneller ist die Aufgabe klar und das Verhalten gefestigt.
– Nicht nur das richtige Verhalten clicken ist wichtig, sondern auch das falsche Verhalten NICHT clicken (Daumendisziplin): lieber einen richtigen nicht clicken, als einen falschen clicken: s. matching law.
– Was ist das matching law und kann ich dies „überlisten“? Antwort: leider nein, aber ich kann hoffentlich immer mehr in die gute Waagschale werfen ;-): matching law: 1 falsch geclickt und dann 1 richtig geclickt: heisst nicht, oh jetzt hat das Huhn es verstanden sondern, ich habe eine 50/50 Chance, wie die nächste Aktion sein wird… und wenn ich ab da immer richtig clicke wird die Relation besser… (blöderweise werde ich nur nicht immer richtig clicken…)
– Einfach „rumclicken“ und nehmen was kommt ist nett, aber kein zielgerichtetes Training: erst zielgerichtet wird clickern m.e. seinen Möglichkeiten wirklich gerecht: auch Ziel im Auge behalten, wenn was anderes „gerade doch so niedlich ist“… d.h. frage dich, ob du am Ende einer Einheit deinem Ziel näher gekommen bist (das andere darf auch sein, aber ich für mich sehe da einen Unterschied zwischen aus dem Spiel etwas entwickeln und ein Trainingsziel erreichen wollen… und da muss man m.e. aufpassen, dass man nicht aus Bequemlichkeit beim ersten verbleibt )
– Schreibe Endpunkte einer Einheit (also hier der 30 Sekunden/1 Minute auf), damit du genau am richtigen Punkt wieder startest und nicht über zu erbringende Leistung „verhandelst“ (was gerade dann passiert, wenn man sich unsicher ist, welche Leistung man bereits verlangen kann…): Ein Click und Belohnung sind KOSTBAR…
– Die Belohnungsrate muss so hoch sein, dass dein Tier motiviert dabei bleibt, aber der Click darf auch nicht „zu billig“ sein, da sonst die Lernstufen zu flach bleiben – oder man ggf. auf einer Lernstufe verharrt und nicht weiter kommt (man darf auch beim clickern fördern und fordern… bzw. eigentlich muss man, wenn man mit Erfolg trainieren will)
– Was mache ich wenn mein Huhn z.B. bei Dauer (Farbe die gepickt werden soll liegt nicht mehr auf dem Tisch, Huhn soll einfach nichts tun, bis die Farbe wieder dazu kommt … immer nach 10 Sekunden scheitert…ist „weniger“ fordern immer die bessere Lösung ?… oder löse ich eine Abwärtsspirale aus…?
– Lass dich nicht vom Huhn „runter“ handeln in der Leistung (oder immer höher handeln in der Gegenleistung: ich habe einem Huhn erfolgreich bei gebracht, dass es Gurken haben kann… *kicher… ein Blick in den Topf: keine Gurke, keine Leistung… )

….und je mehr ich nachdenke, desto mehr kommt dazu… und das war nur der reine Hühner-Praxis-Teil…also ureigene Erfahrung…
Wenn ich hier noch auf Theorie und zusätzlich Übungen eingehe schreibe ich ein Buch
(und wenn ich dann noch die ganz unerwartet aufkommenden „Nebenthemen“ unter uns Menschen wie wertschätzende Umgang und gewaltfreie Kommunikation miteinander mit aufliste wirds ein Roman…)

und dann kommt man nach Hause… nimmt sich sein Pferd… und stellt fest: Man sind Pferde langsam… da hat man ja richtig Zeit…

und übt tanzen, also linkes Vorderbein über rechtes setzen und zurück…gestern 3 Minuten: war heute auf meine Bewegung zuverlässig abrufbar… (und meine
Tinkerin ist nicht die reaktionsschnellste )

ach ja: nebenbei erwähnt fand ich es auch toll, dass die Hühner nicht in ihren „Käfigen“ (eingestreut und so groß, dass sie sich bewegen konnten und auch eine Stange hatten) geblieben sind
über die 5 Tage, sondern jeden Abend zurück in ihren Auslauf durften… morgens haben wir sie dann wieder geholt: Interessanter weise standen die Hühner mit denen geclickert wurde morgens
schon an der Tür und sind uns entgegen gelaufen… sehr spannend…

Dazu kommt dann noch eine schöne Atmosphäre, die lernen, fragen, ausprobieren ohne Druck und Stress ermöglicht hat und mir ermöglicht hat bei mir und meinen Erfahrungen zu bleiben und nicht „in Vergleichen mit anderen“ zu denken… ein grosses „gefällt mir“…