Kannst du die Mimik deines Pferdes lesen?

Fachbeitrag von Finn Lux

 

Eine Frage, mit der ich mich in den letzten Jahren sehr viel befasst habe. Tatsächlich zeigte die Studie „investigating equestrians‘ perceptions of horse happiness“ von Tanja Bornmann (2021), dass 93% der befragten Reiter gestresste Pferde fälschlicherweise als glücklich bezeichneten.

Mich persönlich haben diese Zahlen schockiert. Gleichzeitig sehe ich in meinem Alltag als Trainer leider tatsächlich überwiegend Pferde mit Stressmimiken oder Schmerzgesichern. Sei es im Pensionsbetrieb, auf dem Turnierplatz oder in der ortsansässigen Kinderreitschule.

Pferdegesicht mit glücklicher Mimik
Pferdegesicht mit glücklicher Mimik

Anders als beispielsweise Hunde oder Katzen besitzen Pferde keinen Laut für Schmerzen. Als Beutetiere sind sie zudem bemüht, sich diese möglichst nicht anmerken zu lassen. Denn ein angeschlagenes Pferd würde vom Raubtier als erstes angegriffen werden. Wenn ein Pferd lahmt, kann daher davon ausgegangen werden, dass es schon sehr viel länger unter Schmerzen leidet, die es bisher jedoch erfolgreich verbergen konnte.

Für unsere domestizierten Pferde bedeutet dies, dass wir Menschen häufig gar nicht mitbekommen, dass es ihnen nicht gut geht und über ihre Bedürfnisse hinweg trainieren. Vielfach werden Pferde als faul, zickig oder stur betitelt, ohne die tatsächliche Ursache ihres unerwünschten Verhaltens zu erkennen.

Schmerzgesicht bei einem Pferd auf der Weide
Zwei Pferde stehen auf der Weide. Das linke Tier ist jedoch keinesfalls entspannt am dösen. Es zeigt ein typisches Schmerzgesicht.

Grundsätzlich gehe ich erst einmal davon aus, dass Reiter und Pferdebesitzer ihre Tiere lieben und ihnen nicht schaden wollen. Daher sehe ich das Problem in einem Mangel an Bildung und es ist mir ein Herzensprojekt, etwas daran zu ändern. Wissen zu verbreiten, das auf wissenschaftlichen Fakten beruht, ohne einzelne Personen zu kritisieren.

Viel mehr möchte ich Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Den Pferdemenschen Fachwissen an die Hand geben, mit dem sie selbst erkennen können, dass es einem Pferd nicht gut geht. Was sie aus diesem Wissen dann machen, ist jedem Leser selbst überlassen.

So entstand mein E-Book „Mimik und Ausdrucksverhalten von Pferden“, welches ich Ende Januar 2023 veröffentlichte.

E-Book zum Ausdrucksverhalten von Pferden
E-Book zum Ausdrucksverhalten von Pferden

Bestellungen per E-Mail an: Laluce@mail.de

Bitte Name und Rechnungsadresse angeben

Kostenpunkt: 20€

Format: PDF mit 60 Seiten und über 120 Farbfotos

E-Book zum Ausdrucksverhalten von Pferden
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Bestellungen per E-Mail an: Laluce@mail.de

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Kostenpunkt: 20€

Format: PDF mit 60 Seiten und über 120 Farbfotos

Auch mit dem Thema Konzentration räume ich in meinem Buch auf. Vielfach als Rechtfertigung für erkennbare Anspannung im Gesicht eines Pferdes herangezogen, zeigt sie sich tatsächlich kaum bis gar nicht in der Mimik eines Pferdes. Lediglich die Ausrichtung von Augen und Ohren als Sinnesorgane verraten, worauf sich ein Pferd gerade konzentriert.

Angespannte Kaumuskulatur, geweitete Nüstern, Sorgenfalten über den Augen, an die Schädelbasis gepresste Ohrmuscheln … All das, was häufig von Trainern und Reitern als konzentrierter Gesichtsausdruck betitelt wird, ist in Wirklichkeit eine Äußerung von Stress, Schmerz und Unwohlsein.

Nahaufnahme: Stressgesicht eines gerittenen Pferdes
Nahaufnahme: Stressgesicht eines gerittenen Pferdes
Stressgesicht eines gerittenen Pferdes
Ein weit verbreiteter Anblick: Stress und Unwohlsein in der Mimik eines gerittenen Pferdes. Dieser Ausdruck ist kein Anzeichen für Konzentration oder körperlich anstrengende Arbeit.
Stressgesicht eines gerittenen Pferdes
Ein weit verbreiteter Anblick: Stress und Unwohlsein in der Mimik eines gerittenen Pferdes. Dieser Ausdruck ist kein Anzeichen für Konzentration oder körperlich anstrengende Arbeit.
Nahaufnahme: Stressgesicht eines gerittenen Pferdes
Nahaufnahme: Stressgesicht eines gerittenen Pferdes

Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass die sozialen Medien, aber auch Fotokalender oder Poster im Kinderzimmer überwiegend gestresste Pferde abbilden. Warum ist das so? Offensichtlich ist uns der Anblick eines entspannten, glücklichen Pferdes zu langweilig. Muss es immer Aktion sein? Höher, schneller, weiter?

Die Folge: Wir gewöhnen uns an das, was wir permanent sehen. Unser Gehirn speichert die gestressten Mimiken als normal ab und uns fällt das Unwohlsein eines Pferdes gar nicht mehr auf.

Ich wünsche mir, mehr Menschen zum Hinterfragen anregen zu können. Vielleicht überlegt ihr in Zukunft, woran ihr eure Behauptung fest macht, wenn ihr sagt oder denkt, dass es einem Pferd gerade gut gehen würde. Welche wissenschaftlich belegten Fakten bestätigen diese Hyppothese?

Denn wir alle wollen doch eines: Das beide Spaß haben – Reiter und Pferd.

Ich möchte Finn herzlich für diesen wichtigen Beitrag zu unserem Blog danken! Auch oder gerade weil es für viele Pferdehalter unangenehm sein kann, sich dem zu stellen (93%!) und alte Glaubenssätze zu verabschieden, verdient dieses Thema wirklich unsere Aufmerksamkeit, denn wir wollen doch alle das Beste für unsere Pferde.