Geht es im Training um potenziell unangenehme oder sogar schmerzhafte Eingriffe und Manipulationen am Körper unseres Tieres, haben wir besonders aufmerksam vorzugehen.
Ein guter Trainingplan hilft dabei, sich die einzelnen Trainingsschritte zu vergegenwärtigen und in stetem Abgleich das Verhalten unseres Tieres zu beobachten und entsprechend zu reagieren. Das sogenannte Kooperationssignal ist hierbei eine große Hilfe für Mensch und Tier. Die Idee ist schlicht und bestechend: Nur, wenn mein Tier mir das entsprechende Signal gibt, beginne ich mit meiner Aktion. Kein Kooperationssignal- kein Ausführen dessen, was mein Pferd als unangenehm betrachtet.

Der Aufbau ist klar strukturiert: Zuerst bringe ich meinem Pferd das Verhalten des Kooperationssignales bei. Das kann z.B. das Senken des Kopfes, das Berühren eines Nasen-, Hals-, oder Bodentargets oder wie im Fall der Stute Tequila ein Flehmen sein.

Kooperationssignal auftrainieren

Habe ich das Verhalten, baue ich eine Dauer von ca. 3 Sekunden auf, d.h. ich clicke und füttere mehrfach 1-3 Sekunden nach dem Signal des Pferdes das Verharren in dieser Position. Bietet mir mein Pferd jedesmal (in einer Folge von 5-10 Wiederholungen) nach dem Füttern das Signal an, ist es Zeit für die eigentliche Aufgabe.

Anstatt zu clicken, mache ich eine Bewegung oder Berührung. Erfüllt mein Pferd weiterhin das Kriterium, gibt es Click und Futter. Beim Medical Training ist in 90% der Situationen Stillhalten das Verhalten der Wahl. Hier muss ich als Trainer festlegen, wie still es sein muss. Für eine Blutabnahme brauche ich viel mehr Immobilität als für Fieber messen.

Ein Beispiel: Pferd legt Hals ab- ich berühre den Hals eine Sekunde- Pferd hält still- Click- Futter
Fünf mal wiederholen.
Pferd legt Hals ab- ich berühre den Hals zwei bis vier Sekunden- Pferd hält still- Click- Futter
Fünf mal wiederholen.
Pferd legt Hals ab- ich berühre den Hals zwei bis vier Sekunden und kneife dabei ein wenig- Pferd hält still- Click- Futter
Fünf mal wiederholen.

So bekomme ich nach dem Füttern immer eine direkte Rückmeldung, wie ok der vorherige Durchgang für mein Pferd war. Führt es noch kauend das Koopsignal aus, bin ich im grünen Bereich. Dauert es länger oder zeigt mein Pferd ein paar Sekunden lang nicht das Signal, weiß ich, dass der Trainingsschritt unbedingt modifiziert werden sollte. Ich biete also eine kurze Hilfe zum Koopsignal und übe dann einen deutlich geringeren Reiz aus, clicke und füttere wieder. Der Moment der Wahrheit ist immer nach dem Füttern! War der Trainingsaufbau vorher solide genug, kann ich mein Pferd so zurück ins Spiel holen und mich schrittweise wieder in den Bereich vortasten, der zum „Nein“ geführt hat.

Bei folgendem Video geht es um die Kooperation für das Aufsteigen. Die Stute ist nicht eingeritten.